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Der große Olivenöl-Guide

Der große Olivenöl-Guide

Was ein wirklich gutes Olivenöl ausmacht – und wie man das richtige findet

Olivenöl ist mehr als nur ein Küchenklassiker – es ist flüssiger Ausdruck von Herkunft, Handwerk und Zeit. Von sonnenverwöhnten Hainen über sorgfältig per Hand geerntete Oliven bis zur präzisen Kaltpressung trägt jedes hochwertige Öl die Geschichte seines Ursprungs in sich. Doch bei all den Etiketten, Begriffen und Qualitätsstufen kann man leicht den Überblick verlieren. Was bedeutet „nativ extra“ wirklich? Ist „erste Pressung“ besser? Und woran erkennt man, ob ein Olivenöl seinen Preis wert ist?

Dieser Guide bringt Klarheit. Ob du es über Burrata träufelst oder Gemüse scharf anbrätst – hier erfährst du, wie Olivenöl entsteht, was seine Qualität ausmacht und wie du das richtige Öl für deine Küche findest.


Ein kurzer Blick in die Geschichte des Olivenöls

Wenig Zutaten haben die Menschheitsgeschichte so stark geprägt wie Olivenöl. Seit über 6.000 Jahren kultiviert, reicht die Herkunft des Olivenbaums bis in den östlichen Mittelmeerraum – in Gegenden, die heute zu Syrien, Palästina und Israel gehören. Von dort aus verbreitete sich der Olivenanbau über das gesamte Mittelmeerbecken und wurde zentraler Bestandteil der Kulturen des antiken Griechenlands, Roms und darüber hinaus.

In der Antike war Olivenöl weit mehr als ein Lebensmittel. Es wurde in der Medizin, in religiösen Zeremonien, zur Körperpflege und sogar als Brennstoff für Lampen verwendet. Hippokrates nannte es „den großen Heiler“, während Homer es in der Ilias als „flüssiges Gold“ verewigte. Sein Wert war so hoch, dass es zu einem Symbol von Handel, Wohlstand und Diplomatie wurde.

Über Jahrtausende haben sich die Techniken weiterentwickelt – von steinernen Pressen bis zur modernen, präzisen Kaltpressung. Doch eines ist geblieben: Olivenöl steht noch immer für Gesundheit, Kultur und unvergleichlichen Geschmack – und ist aus guter Küche nicht wegzudenken.


Wie Olivenöl hergestellt wird

Olivenöl ist nicht einfach nur eine Zutat – es zählt zu den ikonischsten Lebensmitteln Europas. Weltweit werden jährlich rund 3 Millionen Tonnen produziert, davon stammen etwa zwei Drittel aus der EU. Spanien liegt mit 66 % der EU-Produktion an der Spitze, gefolgt von Italien (15%), Griechenland (13%) und Portugal (5%).

Doch Menge ist nur die halbe Wahrheit. Entscheidend ist, wie die Oliven angebaut, geerntet und Schritt für Schritt zu Öl verarbeitet werden. So entsteht echtes Qualitätsöl.

Vom Baum zur Mühle – die Ernte

Alles beginnt im Hain. Die Qualität eines Olivenöls entsteht lange bevor es die Mühle erreicht – und der Erntezeitpunkt ist entscheidend. Die besten Öle stammen meist aus der Frühernte, die zwischen Oktober und November stattfindet. In diesem Stadium sind die Oliven fester, grüner und besonders reich an Polyphenolen – den Verbindungen, die für Geschmack, Aroma und gesundheitliche Vorteile verantwortlich sind.

Kleinere Erzeuger ernten oft von Hand oder mit schonenden mechanischen Hilfsmitteln, um die Früchte nicht zu beschädigen. Nach der Ernte werden die Oliven so schnell wie möglich – idealerweise innerhalb weniger Stunden – zur nahegelegenen Mühle gebracht. Denn Zeit ist hier Qualität: Je länger die Oliven liegen, desto höher das Risiko von Gärung und Oxidation – und damit von Fehlaromen und erhöhter Säure.

Kalt­extraktion – der moderne Standard

Sobald die Oliven in der Mühle ankommen, werden sie rein mechanisch verarbeitet – ohne Hitze, ohne Lösungsmittel, ohne Chemie. Genau das qualifiziert ein Öl als „nativ extra“.

Der erste Schritt ist das Mahlen: Die gesamte Olive – inklusive Kern – wird zu einem dicken Brei zerkleinert. Anschließend folgt die sogenannte Malaxation, bei der der Brei 20 bis 45 Minuten lang langsam gerührt wird. Diese Phase ermöglicht es, dass sich winzige Öltropfen miteinander verbinden – allerdings nur bei streng kontrollierten Temperaturen. Zu viel Hitze würde Qualität und Aroma beeinträchtigen.

Nach der Malaxation wird der Brei zentrifugiert – dabei trennt sich das Öl von Wasser und Feststoffen. Das Ergebnis: eine leicht trübe, intensiv grüne Flüssigkeit  – reines Olivenöl, voller Geschmack und Polyphenole. Und das ganz ohne Raffination oder Zusatzstoffe.

 

 

Was nach der Extraktion übrig bleibt, nennt man Trester – eine dichte Masse aus Schalen, Kernen und Fruchtfleisch. Sie ist nicht mehr für hochwertiges Öl geeignet, wird aber industriell weiterverarbeitet, um minderwertiges Tresternöl zu gewinnen.

Dieser Kalt­extraktions­prozess – gesetzlich definiert als unter 27°C – ist heute der weltweite Qualitätsstandard für echtes natives Olivenöl extra.

Filtration und Abfüllung

Nachdem das Öl extrahiert wurde, stehen Produzenten vor einer Grundsatzfrage: filtern oder nicht filtern? Einige Öle werden gefiltert, um feine Fruchtpartikel und Feuchtigkeit zu entfernen – das kann die Haltbarkeit verlängern und sorgt für ein klares Erscheinungsbild. Andere bleiben ungefiltert, was ihnen eine leicht trübe Optik und einen rustikaleren Geschmackscharakter verleiht. Beide Methoden sind gültig – es ist eine Frage des Stils, der Stabilität und der Philosophie des Produzenten.

Nach dem Absetzen oder Filtern wird das Öl abgefüllt – idealerweise in dunkles Glas oder Metallgebinde, um es vor Licht zu schützen. Die besten Produzenten füllen direkt nach der Extraktion ab, um Frische und flüchtige Aromen optimal zu bewahren. Manche spülen die Flaschen sogar mit Stickstoff, um Oxidation vor dem Verschließen zu minimieren.

Vom Hain bis zur Flasche dauert der gesamte Prozess oft nur eine Woche – selten mehr als drei. Er steht für ein Zusammenspiel aus Tradition, Präzision und Sorgfalt. Das sind die Kennzeichen eines echten nativen Olivenöls extra.


Olivenöl-Arten einfach erklärt

Olivenöl ist nicht gleich Olivenöl. Die Unterschiede sind teils erheblich – von der Art der Gewinnung bis zur Frage, ob das Öl überhaupt für den Verzehr geeignet ist. Wer diese Kategorien kennt, kauft mit mehr Klarheit und Vertrauen.

Natives Olivenöl extra

Die höchste Qualitätsstufe unter den Olivenölen – rein mechanisch gewonnen, ohne Hitze oder Chemikalien, aus frischen, makellosen Oliven. Es ist fruchtig, darf einen freien Säuregehalt von maximal 0,8% aufweisen und muss strenge sensorische Kriterien erfüllen.

Natives Olivenöl extra überzeugt mit lebendigem Aroma, komplexem Geschmacksprofil und hoher Nährstoffdichte. Es ist der Goldstandard – perfekt zum Verfeinern, für Dressings, zum Dippen, zum Abrunden von Gerichten und ja: auch zum Kochen, denn bei mittlerer Hitze bleibt es stabil.

Natives Olivenöl

Wie auch natives Olivenöl extra wird es ausschließlich mechanisch gewonnen – ohne chemische Behandlung. Es ist ebenfalls fruchtig, kann jedoch leichte sensorische Mängel aufweisen und weist einen etwas höheren Säuregehalt auf – bis zu 2,0%.

Es ist weiterhin zum Verzehr geeignet, aber im Geschmack meist milder und im Aroma weniger ausgeprägt.

Olivenöl (eine Mischung aus raffiniertem und nativem Öl)

Dieses Öl besteht aus raffiniertem Olivenöl – also Öl, das chemisch behandelt wurde, um Mängel und übermäßige Säure zu entfernen – und einem Anteil an nativem oder nativem Olivenöl extra, um etwas Geschmack hinzuzufügen.

Es ist zwar hitzestabiler und eignet sich für hohe Temperaturen, bietet jedoch weder die geschmackliche Tiefe noch die gesundheitlichen Vorteile eines echten nativen Öls extra. Der Säuregehalt darf maximal 1% betragen.

Oliven­trester­öl (eine Mischung aus raffiniertem Tresternöl und nativem Öl)

Dieses Öl wird aus dem Rückstand der Oliven nach der ersten Pressung gewonnen – mithilfe von Lösungsmitteln und Hitze. Anschließend wird es mit nativem Olivenöl verschnitten, um ihm Geschmack zu verleihen.

Es gilt als verkehrsfähig und lebensmitteltauglich, ist aber qualitativ deutlich minderwertiger – geeignet für industrielle Anwendungen oder Großküchen, jedoch nicht für die feine Küche. Der Säuregehalt darf 1% nicht überschreiten.

Andere Olivenöle, die nicht für den direkten Verzehr geeignet sind

Nicht jedes Olivenöl gehört in die Küche. Einige sind minderwertige Nebenprodukte – etwa Lampantöl oder rohes Tresternöl – und gelten als nicht verkehrsfähig für den direkten menschlichen Verzehr. Sie weisen Fehlaromen auf oder werden mithilfe von Hitze und Lösungsmitteln extrahiert. Vor dem Einsatz in der Lebensmittelkette müssen sie raffiniert werden.

Selbst nach der Raffination fehlt diesen Ölen das, was echtes natives Olivenöl extra auszeichnet: Geschmack, Aroma und gesundheitlicher Mehrwert. Sie werden meist für industrielle Zwecke oder zum Frittieren in Großküchen eingesetzt – nicht für die anspruchsvolle Küche zu Hause.


Was ein wirklich hochwertiges Olivenöl ausmacht

Nicht jedes Olivenöl verdient einen Platz in deiner Küche – und ein hoher Preis ist noch lange kein Qualitätsmerkmal. Echte Spitzenöle zeichnen sich durch ihre Herkunft, ihre Herstellung und ihre Frische aus. Worauf du beim Kauf achten solltest? Hier sind die wichtigsten Merkmale.

Ernte und Verarbeitung

Die Grundlage für Qualität wird im Hain gelegt. Hochwertige Öle stammen aus frischen, sorgfältig geernteten Oliven – idealerweise früh in der Saison (Oktober bis November), wenn der Polyphenolgehalt am höchsten ist. Die Früchte werden zügig zur nahen Mühle gebracht, um Gärung zu vermeiden, und dort ausschließlich mechanisch verarbeitet – ohne Hitze oder Lösungsmittel. 

Diese Kalt­extraktion bei unter 27°C bewahrt Geschmack, Aroma und antioxidative Eigenschaften. Je sauberer und schneller der gesamte Ablauf, desto besser das Öl.

Größe der Produktion

Wahre Qualität stammt oft von kleinen Betrieben – nicht von industriellen Marken. Handwerklich hergestellte Olivenöle entstehen in begrenzten Chargen, mit einem klaren Fokus auf Frische, Rückverfolgbarkeit und traditionellen Methoden. Diese Produzenten ernten von Hand, pressen direkt vor Ort und verzichten bewusst auf Abkürzungen zugunsten echter Handwerkskunst. 

Das Ergebnis: ein Öl mit mehr Geschmack, mehr Nährwert – und deutlich näher an dem, was „nativ extra“ wirklich bedeuten sollte. Mit Supermarktware hat das kaum noch etwas zu tun.

Herkunft und Terroir – spielt das eine Rolle?

Unbedingt. Wie beim Wein prägt das Terroir – also die Kombination aus Boden, Klima, Höhenlage und Olivensorte – den Geschmack eines Olivenöls maßgeblich. Eine sizilianische Nocellara schmeckt ganz anders als eine Koroneiki aus Kreta.

Siegel wie die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) oder die geschützte geografische Angabe (g.g.A.) bieten zusätzliche Transparenz und garantieren, dass das Öl aus einer zertifizierten Region mit klar definierten Produktionsstandards stammt. Mehr dazu in unserem Guide zu Lebensmittelsiegeln und Herkunftsangaben. Doch auch jenseits solcher Labels ist Offenheit über die Herkunft ein starkes Qualitätsmerkmal.

Säuregehalt, Frische und Lagerung

Der freie Säuregehalt ist ein zentraler Qualitätsindikator – bei hochwertigem nativen Olivenöl extra liegt er unter 0,8%. Auch wenn man Säure nicht direkt schmecken kann, verrät sie viel über die Sorgfalt bei Ernte und Verarbeitung. Grundregel: Je niedriger die Säure, desto besser das Öl.

Anders als Wein reift Olivenöl nicht – es erreicht seinen Höhepunkt kurz nach der Pressung und beginnt dann abzubauen. Licht, Luft und Hitze beschleunigen diesen Prozess. Deshalb ist Frische entscheidend. Achte auf ein aktuelles Erntedatum und lagere dein Öl stets kühl, dunkel und gut verschlossen.

Auch die Verpackung spielt eine Rolle: Dunkles Glas oder Metall schützt das Öl am besten. Und einmal geöffnet, solltest du die Flasche innerhalb von 3 bis 6 Monaten aufbrauchen – für bestes Aroma und maximalen Nährwert.

Bio – ist das automatisch besser?

Ein Bio-Siegel bedeutet, dass die Oliven ohne synthetische Pestizide oder Dünger angebaut wurden und die Hainen bestimmte ökologische Standards erfüllen. Das kann auf eine achtsame Landwirtschaft hinweisen – garantiert aber weder besseren Geschmack noch mehr Frische.

Ein nicht zertifiziertes, aber sorgfältig hergestelltes Öl von einem kleinen Produzenten wie dem spanischen SOLO Aceite kann ein industriell erzeugtes Bio-Öl in Aroma und Qualität deutlich übertreffen. Am Ende zählen Transparenz, Erntezeitpunkt und schonende Verarbeitung mehr als jedes einzelne Label.

Erzeugerbetriebe vs. Marken ohne eigene Produktion

Nicht jede Flasche hält, was das Etikett verspricht. Viele sogenannte „Gourmet“- oder Designmarken stellen ihr Olivenöl nicht selbst her – sie kaufen Massenware, lagern alle Schritte aus und konzentrieren sich vor allem auf das Branding und Marketing.

Ganz anders bei Erzeugerbetrieben: Sie begleiten den gesamten Prozess – vom Baum bis zur Flasche. Sie kennen ihre Hainen, ihre Ernte, ihre Pressung – und das spiegelt sich in der Qualität und Authentizität ihres Öls. Genau das ist das Olivenöl, das sich zu kaufen lohnt – und der Produzent, den es zu unterstützen gilt.


Etiketten richtig lesen: So erkennst du gutes Olivenöl

Ein gutes Etikett sieht nicht nur schön aus – es sollte klar zeigen, was in der Flasche steckt, woher es stammt und warum es dein Vertrauen verdient. Wir haben die wichtigsten Merkmale für dich zusammengestellt – denk daran wie an deinen kleinen Spickzettel für den Olivenölkauf, egal ob online oder im Regal vor Ort.

Kategorie

Schau zuerst auf die angegebene Kategorie. „Natives Olivenöl extra“ steht für höchste Qualität – kalt extrahiert, unraffiniert und reich an natürlichen Aromen, Geschmack und Antioxidantien. Es ist die erste Wahl – nicht nur zum Verfeinern, sondern auch zum Kochen.

Wenn auf dem Etikett nicht „nativ extra“ steht: besser stehen lassen. Begriffe wie „rein“, „leicht“ oder „100% Olivenöl“ deuten meist auf raffinierte, minderwertige Mischöle hin.

Verpackungsmaterial

Wähle dunkles Glas oder Metalldosen – niemals klare Flaschen. Olivenöl ist lichtempfindlich, und transparente Verpackungen beschleunigen die Oxidation. Wenn eine Marke Optik über Qualität stellt, ist das ein klares Warnsignal.

Olivensorte

Qualitätsbewusste Produzenten nennen die verwendete Olivensorte (oder Sorten, falls es sich um eine Mischung handelt) mit Stolz. Laut dem International Olive Council gibt es weltweit über 1.000 Olivensorten – rund 150 davon werden regelmäßig für Speiseoliven oder Öl verwendet.

Sorten wie Nocellara, Picual oder Koroneiki gehören zu den bekanntesten – doch auch weniger verbreitete Sorten können spannende Aromen und feine Nuancen offenbaren. Es gibt keine „besseren“ oder „schlechteren“ Oliven – entscheidend sind Frische, sorgfältige Verarbeitung und Herkunft.

Fehlt die Sortenangabe komplett, ist das meist ein Hinweis auf industrielle Massenproduktion – häufig eine Mischung aus verschiedenen Regionen und Varietäten.

Erntedatum

Das Erntedatum verrät dir zwei Dinge: wie frisch das Öl ist – und ob es tatsächlich aus einer einzigen Ernte stammt. Olivenöl schmeckt am besten in den ersten Monaten nach der Pressung. Achte daher auf Flaschen, die den genauen Erntemonat und das Jahr angeben – typischerweise Oktober bis November auf der Nordhalbkugel.

Viele native Olivenöle extra tragen kein Erntedatum – oft ein Zeichen für großvolumige Mischungen aus verschiedenen Ernten oder sogar aus mehreren Saisons.

Herkunftstransparenz

Gutes Olivenöl nennt klar, wo die Oliven gewachsen sind – nicht nur, wo das Öl abgefüllt wurde. „Produkt aus Italien“ sagt wenig aus, wenn keine konkrete Region oder kein spezifischer Hain genannt wird.

Achte auf Angaben zu Einzellagen oder klar definierten Ursprungsregionen – so stellst du sicher, dass du ein Öl kaufst, das echtes Terroir widerspiegelt, statt eine beliebige Mischung aus unterschiedlichen Quellen.

Zertifizierungen (g.U., g.g.A., Bio)

Zertifikate können ein gutes Zeichen sein – vor allem die geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) und die geschützte geografische Angabe (g.g.A.), die an klar definierte Anbauregionen gebunden sind.

Bio ist ein Plus – aber kein Geschmacksversprechen. Denk daran: Auch großartige Öle stammen oft von kleinen Erzeugern, die ganz ohne Siegel auskommen.


So schmeckst du den Unterschied – Olivenöl richtig verkosten

Man muss kein Profi sein, um Olivenöl zu beurteilen – aber sobald man weiß, worauf es ankommt, sieht (und schmeckt) man es mit ganz anderen Augen.

Durch bewusstes Verkosten erkennst du Frische, entlarvst mögliche Mängel und lernst, den echten Charakter eines Öls zu schätzen. Es geht nicht um Perfektion – sondern darum, deinen Sinnen zu vertrauen und Olivenöle zu wählen, die ihr Geld wirklich wert sind.

Aroma, Bitterkeit und Schärfe

Diese drei Eigenschaften stehen im Zentrum jeder Olivenölverkostung – und alle drei sollten bei einem hochwertigen nativen Olivenöl extra spürbar sein.

Aroma: Frisches Olivenöl duftet lebendig – nach grünem Gras, Kräutern, Tomatenblatt oder sogar Zitrusnoten. Riecht es flach, muffig oder fettig, ist es wahrscheinlich überlagert oder schlecht verarbeitet.

Bitterkeit: Kein Mangel, sondern ein Qualitätsmerkmal. Bitterkeit zeigt den Gehalt an Antioxidantien (Polyphenolen) an und macht sich oft an den Zungenrändern bemerkbar. Öle aus Frühernte-Oliven schmecken meist deutlich bitterer – ein gutes Zeichen.

Schärfe: Dieses pikante Kribbeln im Rachen ist typisch für frische, polyphenolreiche Öle. Wenn es sogar ein leichtes Husten auslöst – umso besser. In der Verkostung spricht man hier vom „One-Cough-“ oder „Two-Cough-Test“.

Typische Geschmacksnoten in Premium-Olivenölen

Wie beim Wein tragen auch hochwertige Olivenöle ein klares Geschmacksprofil – geprägt von Sorte, Erntezeitpunkt und Terroir. Die besten Öle schmecken nicht einfach „ölig“ – sie schmecken nach etwas.

Du kannst grüne, pflanzliche Noten wahrnehmen – etwa frisch geschnittenes Gras, grüne Mandel oder Artischocke. Manche Öle tendieren mehr ins Würzige, mit Anklängen von Rucola, Rosmarin oder wilden Kräutern. Andere zeigen fruchtige Nuancen – grüne Banane, Apfel oder sogar Zitrusschale – besonders typisch für Frühernte-Öle.

Um diese Aromen wirklich schätzen zu lernen, lohnt sich der Einstieg mit reinsortigen Ölen, bei denen der Charakter einer einzigen Sorte klar hervorsticht.

Kein Öl schmeckt wie das andere – genau das macht ihre Verkostung so spannend. Je mehr du probierst, desto feiner wird dein Gespür für Ausgewogenheit, Intensität und Komplexität. Mit der Zeit schmeckst du Dinge, die kein Etikett verrät.

So verkostest du Olivenöl zu Hause

Olivenöl zu probieren ist ganz einfach – und sobald du weißt, wie es geht, wirst du Flaschen nie wieder blind kaufen. So funktioniert’s Schritt für Schritt:

1. Eine kleine Menge ins Glas geben

Ein Esslöffel genügt. Profis verwenden blaue Gläser, um sich nicht von der Farbe beeinflussen zu lassen – zu Hause reicht aber jedes kleine Glas.

2. Das Öl mit der Hand anwärmen

Umschließe das Glas mit einer Hand und decke es mit der anderen ab. Dann das Öl etwa 30 Sekunden lang sanft schwenken – so lösen sich die Aromen.

3. Tief einatmen

Nimm die Hand vom Glas und rieche bewusst hinein. Du solltest etwas Grünes, Fruchtiges oder Kräutriges wahrnehmen – nicht muffig oder fettig. Riecht das Öl dumpf oder abgestanden, ist es womöglich überlagert oder fehlerhaft.

4. Einen kleinen Schluck nehmen und „einsaugen“

Nimm einen kleinen Schluck und ziehe beim Verteilen etwas Luft ein. So verteilt sich das Öl auf der Zunge und die flüchtigen Aromastoffe entfalten sich besser.

5. Schlucken und kurz abwarten

Achte auf die Bitterkeit auf der Zunge und die Schärfe im Rachen. Ein leichtes Kratzen oder sogar ein Hustenreiz ist ganz normal – und ein gutes Zeichen für Frische und Polyphenolgehalt.

Du kannst das Öl auch mit einem Stück neutralem Brot oder rohem Gemüse probieren – aber selbst ein einziger Schluck pur sagt oft mehr als jedes Etikett.


Wofür sich welches Olivenöl eignet – und wie du es richtig lagerst

Gutes Olivenöl ist weit mehr als nur ein Finish für Salate oder ein Dip für Brot – es gehört in jede Küche als Basiszutat für den Alltag.

Doch nicht jedes Öl passt zu jedem Zweck. Wer weiß, wann und wie man verschiedene Qualitäten einsetzt, holt das meiste aus jeder Flasche heraus – geschmacklich wie auch wirtschaftlich.

Kochen oder Verfeinern – wann welches Öl?

Ja, du kannst mit nativem Olivenöl extra kochen – und solltest es sogar. Entgegen gängiger Mythen ist hochwertiges Olivenöl bei mittleren Temperaturen stabil und ein Grundpfeiler der mediterranen Küche. Durch seinen hohen Gehalt an einfach ungesättigten Fettsäuren und Antioxidantien ist es nicht nur geschmackvoll, sondern auch gesund.

Aromatisch passt es zu fast allem – von Gemüse und Hülsenfrüchten über Fisch bis hin zu Fleisch. Es eignet sich hervorragend zum Anbraten, Rösten, Backen – sogar zum flachen Frittieren. Für starkes Frittieren bei hohen Temperaturen ist jedoch ein neutraleres Öl mit höherem Rauchpunkt besser geeignet.

Wichtig ist: Hitze dämpft die feinsten Aromen von nativem Olivenöl extra – die grünen, grasigen oder floralen Noten, die es so besonders machen. Deshalb greifen viele Hobbyköche und Profis zu zwei Flaschen:

Zum Verfeinern, Anrichten oder Dippen: ein kräftiges, frisches, reinsortiges natives Olivenöl extra.

• Zum Kochen und Rösten: ein milderes oder hochwertig gemischtes Öl für den täglichen Einsatz.

Ob du ein Öl eher zum Kochen oder Verfeinern nutzt, hängt letztlich von deinem Geschmack und deinen Gerichten ab. Entscheidend ist, dein Öl zu verstehen – und jeden Tropfen bewusst einzusetzen.

Lagerungstipps – so bleibt Olivenöl frisch

Olivenöl ist ein Naturprodukt – und wie jede frische Zutat verliert es mit der Zeit an Qualität. Hitze, Licht und Sauerstoff sind seine größten Feinde. Sobald die Flasche geöffnet ist, beginnt der Countdown. So bewahrst du dein Öl optimal auf:

• Kühl lagern – aber nicht kalt: Die ideale Lagertemperatur liegt zwischen 14 und 20 °C. Vermeide Plätze in Herdnähe oder in direktem Sonnenlicht.

Dunkles Glas oder Metalldosen verwenden: Sie schützen das Öl am besten vor Lichteinfluss, der die Oxidation beschleunigt.

Gut verschließen: Sauerstoff lässt Olivenöl schneller verderben. Die Flasche nach jedem Gebrauch sofort wieder fest verschließen.

Innerhalb von 3–6 Monaten verbrauchen: Selbst das beste Öl verliert mit der Zeit an Charakter. Wer Olivenöl nur gelegentlich nutzt, greift besser zu kleineren Flaschen.

Und nicht vergessen: Olivenöl wird nicht besser mit dem Alter. Je frischer, desto besser.


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